Michael Weiler “Der Mensch und die Bienen. Betrachtungen zu den Lebensäußerungen des BIEN”

Darmstadt: Lebendige Erde 1996, 2. Aufl. 2000

Der Autor lässt uns in diesem Buch an seinen zahlreichen Beobachtungen teilhaben und erklärt sie sowohl naturwissenschaftlich als auch imkerkundlich. Er beschreibt die Bienen als Gesamtheit und geht mit ihnen durch das Jahr, wobei das Verhalten des Volkes im Vordergrund steht. Diese bienenzentrische Sichtweise ist die Grundvoraussetzung für behandlungsfreies Imkern.

Anschaulich schildert er Drohnen- und Königinnenflug, Schwärmen, Drohnenabschied, Einwinterung, Naturwabenbau sowie die Entwicklung der Biene und des Biens. Bei den Tätigkeiten des Imkers beschränkt er sich auf wenige notwendige Eingriffe. Das Kapitel über die „Bienenprodukte“ nennt er „Vom Wesen der Gaben des Bien“. Hier erhält der Honig die ihm gebührende Wertschätzung und der Futtersaft wird als die echte Schöpfung der Bienen erkannt.

Zweifellos gehört Weilers Buch (abzüglich der darin kurz beschriebenen Kellerhaft, des Absperrgitters und seines Lobes der chemischen Industrie) neben Gerstung zur Pflichtlektüre für jeden Imker, der seinen Bienen mit Hochachtung und Demut begegnet. Es ist eine Grundlage „naturnahen“ Imkerns und bietet darüber hinaus auch dem interessierten Laien einen faszinierenden Einblick in das Wesen dieser wunderbaren Geschöpfe.

Antwort des Autors:

Liebe Gabi und lieber Norbert,

vielen Dank für Eure Rückmeldungen – wirklich, ich habe mich sehr über Eure Besprechung gefreut und meine Auseinandersetzung gerade mit diesen drei in-Klammer-Bemerkungen von Euch war selbst für mich erhellend.

Ich bin erfreut und erstaunt darüber, daß die Besprechung ja wirklich „exklusiv“ ist. Die Besprechung ist wirklich sehr schön und offenbar aus Eurer Empfindung heraus so geschrieben. Das freut mich besonders, denn Ihr beschreibt in aller Kürze, was ich mit dem Buch erreichen wollte, Bilder in das Herz des Lesers zu erzeugen. Ich wollte ein Buch über Bienen schreiben und nicht über Imkerei – diese allerdings hilft dabei, die Lebensvorgänge im BIEN anschaulich zu beschreiben, wie wir sie heute eben vorfinden.

Eure Klammeranmerkung erstaunte mich – ich musste wirklich erst mal nachschauen, worauf die sich bezieht – und dazu möchte ich Euch ein wenig schreiben:

Nun, Lob der chemischen Industrie würde ich diese eine Bemerkung nicht nennen wollen – aber vielleicht mag es so anmuten (und heute würde ich es vielleicht differenzierter ausdrücken). Die Frage, was weiter passiert wäre, wenn damals nicht (und das war ja Mitte der Neunziger, als ich die Grundlagen für das Buch geschrieben habe, noch stark der Fall und die Imker fühlten sich wirklich wie Kaninchen vor Schlange, erschreckt, schockiert, gelähmt) behandelt worden wäre, weiß keiner wirklich zu beantworten und die Szenarien dazu sind vielfältig und durchaus nicht nur positiv in der Erwartung. Ich habe selbst 1982 noch ohne Varroa angefangen zu imkern – und ich habe dann bis Mitte der Neunziger so ziemlich alles erlebt, was passieren konnte, auch das, was dann später aus USA als CCD benannt nach hier transportiert wurde – das kannten wir in D schon vor und um 1990 rum, aber keiner hätte das so medienwirksam rübergebracht.

Nun – die Sache mit der „Kellerhaft“ – das ist eine in der älteren Bienen- und Imkerliteratur immer wieder erwähnte Maßnahme, der ich unter bestimmten Perspektiven durchaus einen Sinn abgewinnen kann: Wir betreiben mit den Bienen Kultur. In dieses Spannungsfeld gerate ich bei meinen Vorträgen und Kursen immer wieder: Natur versus Kultur! – aber sobald der Mensch etwas macht, weil er etwas will, beginnt Kultur. Seit der Mensch angefangen hat, aus den Naturprozessen nicht nur zu nehmen, wie es kommt und auffindbar ist (Sammler und Jäger), sondern mit den Verhältnissen und den Lebensprozessen umzugehen und gestaltend darauf einzuwirken, gibt es solche Vornahmen wie die Kellerhaft, die auf Boden, Pflanze und Tier angewandt werden und wodurch die Natur Möglichkeiten zur Erscheinung bringen kann, die sonst nicht erschienen wären. So kann man Kulturpflanze in ihrer Vielfalt nur zusammen mit Kulturboden denken und etlichen anderen Vornahmen durch den Menschen – bei den Tieren setzt sich das fort. Und ich bin mir ziemlich sicher, daß die Kulturbeziehung zwischen Bienen und Mensch mit zu den ältesten gehört, noch vor manch anderen. In diesem Sinne sehe ich die Kellerhaft durchaus als Kulturmaßnahme, die im Zusammenwirken von Mensch und Biene ihren Sinn haben kann (ich will das allerdings keineswegs zur Ideologie erheben).

Das „Absperrgitter“ ist ja auch im Buch als Betriebsmittel bei der Beschreibung der Honigraumgabe mit „manchmal“ lediglich einmal erwähnt und nicht irgendwie angepriesen (ich musste erst mal suchen, wo ich es überhaupt erwähnt habe). In dem Aufsatz von Günter Friedmann zur Demeter-Bienenhaltung am Ende des Buches wird es dann sogar als „verbannt“ im Rahmen der Demeter-Bienenhaltung erwähnt. Ich selbst verwende seit 25 Jahren keine Absperrgitter mehr und kenne Einfluß und Wirkung auf Bienenvölker und Imkerei einigermaßen gut – so wie ich arbeite und mit meinem Beutensystem mit großem Brutraum brauche ich es wohl auch nicht. Wertvoll allerdings in der Völkerführung (Kultur) im großen einteiligen Brutraum ist mir das Schied geworden, mit dem ich den Brutraum die Entwicklungserwartung der Völker vorausschauend „portioniere“ – das unterstützt und stärkt die Völker in ihrer Entwicklung im Frühjahr und begünstigt sie in er Überwinterung ab Spätsommer/Herbst.

Immer wieder bin ich dran, die Dinge, die ich heute erkennen und manchmal auch zum Ausdruck bringen kann, geordnet für ein neues Buch niederzuschreiben – wenn ich dann im damals geschriebenen lese, denke ich, das meiste könnte ich heute gar nicht mehr so schreiben und eher nicht besser (wie das seinerzeit gelungen ist …?) – nur vieles mehr, weil ich mehr unterschiedliche Perspektiven einnehmen kann. Dafür sind mir Rückmeldungen und Kritik jederzeit hilfreich – vielen Dank nochmals dafür.

Mit herzlichen Grüßen

Michael Weiler (Dipl.Ing.agr., Imker) Fachberatung für Demeter-Bienenhaltung und ökologisch orientierte Imkerei Imkerberatung@Demeter.de Hofmatt 7, 77815 Bühl-Altschweier